Lieber gebürstet, antikisiert oder gebeizt? Und wo liegt der Unterschied zwischen Holzbearbeitung und Holzpflege? Ein Überblick findest du im weiteren Verlauf.
Es existieren diverse Techniken zur Holzbearbeitung, um das Erscheinungsbild von Holz zu verändern. Dennoch bleibt das Holz eines Möbelstücks dadurch nicht automatisch vor äußeren Einflüssen wie Feuchtigkeit, Schmutz oder Kratzern geschützt. Zusätzliche Maßnahmen zur Holzpflege sind erforderlich. Im Folgenden findest du eine Auflistung verschiedener Holzbearbeitungsmethoden sowie darunter die Optionen zum Schutz von Holz.
Wenn moderne Holzmöbel auf alt getrimmt werden, nennt man das: antikisieren. Wirklich antik ist ein Möbel erst mit mehr als hundert Jahren auf dem Buckel.
Möbel aus Spanplatten oder MDF werden mit dünnen Holzblättern wertvoller Laubbäume beklebt (= furniert), um preiswerte Möbel zu bauen.
Beize ist eine chemische Lösung, mit der man Holz behandelt, um dessen Farbe zu betonen bzw. zu verändern. Die Maserung bleibt dabei sichtbar.
Mit Hilfe von speziellen Bürsten können die weicheren Schichten bestimmter Hölzer entfernt werden, so dass nur die härteren übrigbleiben. Auf diese Weise entstehen kleine Furchen in der Oberfläche, die dem Holz einen rustikalen, antiken Look verleihen.
Beim Kalken (oder Kälken) werden offene Holzporen mit Kreidefarbe, Holzwachs oder Beize weiß eingefärbt.
Der geschlossene Teil der Holzoberfläche behält seine Farbe bei, so dass ein auffälliger Kontrast zwischen weißen und holzfarbenen Bereichen entsteht. Maserung und Astlöcher treten besonders hervor.
Für diesen Effekt wird Holz zunächst in einer Farbe gebeizt und dann mit einer anderen Farbe auf Wasserbasis überstrichen.
Per Hand wischt man danach an einzelnen Stellen über die Deckfarbe, so dass die untere Schicht durchscheint und das Möbelstück vintage aussieht – eine Technik, die vor allem den Shabby-Style prägt.
Um Holz von innen heraus zu schützen, kann man es ölen. Denn Öl dringt tief in die offenen Poren ein und legt sich nicht als deckende Schicht darüber (wie beispielsweise Lack).
Das Holz kann weiter atmen. Die Maserung bleibt beim Ölen gut sichtbar und die Holzhaptik wird erhalten.
Wachs dringt nur oberflächlich in offene Holzporen ein, härtet mit der Zeit aus und bildet eine feste Schicht auf der Oberfläche.
Gewachste Möbelstücke erhalten einen seidigen Glanz, bleiben atmungsaktiv und sind wasserabweisend.
Lack schützt Holz perfekt vor Schmutz und Feuchtigkeit, weil er sich als deckende Schicht über die Oberfläche legt.
Nachteil: Das Holz kann nicht mehr atmen, hat keinen positiven Effekt mehr auf das Raumklima und fühlt sich auch nicht mehr nach Holz an.
Lasuren dringen mit ihren Farbpigmenten tief in das Holz ein und schützen es von innen heraus. Die Maserung bleibt dabei sichtbar und das Holz atmungsaktiv.
Der Schutz ist nicht so hoch wie beim Lackieren, dafür bleiben die natürlichen Eigenschaften des Holzes erhalten.
Es kommt natürlich immer darauf an, wie das Holz deines Möbels bearbeitet wurde, aber generell lässt sich sagen:
Holzmöbel sind unkompliziert was die Reinigung angeht. Ein Baumwolllappen zum Staubwischen reicht.
Um Flecken zu entfernen, kannst du den Lappen leicht anfeuchten. Absolutes No-Go: Scheuermilch und Microfasertücher. Beide zerkratzten die Oberfläche.
Wenn du deine Holzmöbel nach einigen Jahren optisch auffrischen möchtest, kannst du auf eine spezielle, auf das Holz abgestimmte Politur zurückgreifen.
Wichtig: Niemals Lebensmittelöle verwenden! Sie härten nicht aus und bleiben als schmieriger Film auf der Oberfläche haften.
Flecken und kleine Kratzer kannst du auf Holzmöbeln selbst reparieren. Einfach leicht abschleifen und mit Öl oder Wachs neu versiegeln.
Achtung: Das funktioniert wirklich nur bei geölten oder gewachsten Möbeln. Gekälktes, gebeiztes, antikisiertes oder lackiertes Holz kannst du nicht ohne sichtbare Spuren behandeln.
Der Klassiker ist eine lackierte Oberfläche. Sie ist extrem widerstandsfähig, schützt perfekt vor Schmutz und Feuchtigkeit. Zur Reinigung benötigst du lediglich ein feuchtes Tuch.
Nachteile: Durch die Lackschicht kann das Holz nicht mehr atmen und verliert seinen positiven Effekt auf das Raumklima. Auch die angenehme Holzhaptik geht verloren.
Plus: Bei Kratzern muss die gesamte Oberfläche abgeschliffen und neu lackiert werden, damit keine Feuchtigkeit eindringen und Schäden verursachen kann.
Eine geölte Oberfläche eignet sich für deinen Esstisch, wenn du die Maserung und Haptik von Holz liebst. Auf diese Weise bleibt dein Tisch atmungsaktiv und reguliert die Luftfeuchtigkeit auf natürliche Weise.
Kratzer kannst du punktuell reparieren, ohne den ganzen Tisch abschleifen zu müssen.
Nachteil: Die Pflege eines geölten Esstisches ist aufwendig.
Denn: Damit das Holz nicht austrocknet und Risse bekommt, musst du ihn regelmäßig nachölen. Je nach Häufigkeit und Intensität der Nutzung sollte das ein- bis zweimal pro Jahr passieren.
Ein Mittelding zwischen Lack und Öl ist Wachs. Ein gewachster Tisch bleibt genauso atmungsaktiv wie bei einer Behandlung mit Öl.
Aber: Anders als Öl härtet Wachs mit der Zeit aus. Es zieht nur oberflächlich ein und bildet eine feste Schicht auf der Oberfläche, die robuster ist als bei Öl, aber lange nicht so widerstandsfähig wie Lack.
Nachteil: Bei warmen Temperaturen kann Wachs klebrig werden und Schmutz anziehen, der tief ins Holz eindringt.
Wenn du die natürliche Haptik und Atmungsaktivität von Holz schätzt, solltest du auch bei Stühlen auf Öl zurückgreifen.
Dafür musst du dann in Kauf nehmen, sie ein- bis zweimal pro Jahr nachzuölen.
Allerdings kannst du dabei dann auch gleich kleine Kratzer wegschleifen und erhältst einen rundum erneuerten Stuhl.
Lack ist besonders robust und pflegeleicht und deshalb gerade für Stühle gut geeignet. Allerdings lassen sich Kratzspuren z.B. von Haustieren nicht problemlos entfernen.
Nicht zu empfehlen ist Wachs für Stühle. Es nutzt zu schnell ab.
Außerdem kann die ausgehärtete Schicht auf der Oberfläche Kleidung verschmutzen.
Gerade beim Bett lohnt es sich, in schadstofffreie Holzbehandlungen zu investieren. Am ehesten eignet sich spezielles Bioöl.
Es erhält die Atmungsfähigkeit des Holzes und reguliert das Raumklima.
Tipp: Für einen geruhsamen Schlaf gibt es Massivholzbetten, die nach traditioneller Handwerkskunst mit Steckverbindungen aufgebaut werden. Ganz ohne Schrauben.
Auf diese Weise werden bestehende Magnetfelder nicht verstärkt.
Durch seine langjährige Erfahrung in der Möbelbranche weiß Markus fast alles über das Thema und teilt sein Wissen gern mit dir. Seit 2018 ist er ein wichtiger Teil von moebel.de und auch intern der erste Anlaufpunkt für Fragen rund um die Themen Möbelhandel, Möbelwissen und Möbelpflege.
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